Ängste und Vorurteile
Häufige Missverständnisse und Wissenslücken werden hier geklärt
Obwohl sich täglich mehr Menschen in Psychotherapie begeben, um an ihren psychischen Belastungen zu arbeiten, kursieren in den Köpfen der Menschen noch zahlreiche Vorurteile, Ängste und Gerüchte zur Psychotherapie. Hier sprechen wir einige davon an und vermitteln das Wissen, das diese Vorurteile schnell abbauen kann.
"Man liegt auf einem Sofa und erzählt von seiner Kindheit."
Stimmt nicht. Zumindest bei uns. Da wir ein verhaltenstherapeutisches Institut sind, werden Sie bei uns keine Sofas finden, auf denen Sie Ihre Therapie liegend verbringen. Dieses Vorurteil liegt in der ältesten und wohl auch bekanntesten Form der Psychotherapie begründet: Der Psychoanalyse nach Sigmund Freud. In der Tat hat dieser "Urvater" der Psychotherapie ein rotes Sofa besessen und dort die Seelen seiner Patient*innen analysiert. Doch in der modernen Verhaltenstherapie, die grundsätzlich anderen theoretischen Grundsätzen folgt, werden wir Sie nur bitten, auf einem bequemen Stuhl oder Sessel Platz zu nehmen, wo wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten werden, wie Sie es auch aus normalen Gesprächen kennen.
Dass Sie von Ihrer Kindheit erzählen, kann natürlich durchaus passieren. Allerdings sieht man in der Verhaltenstherapie nicht jede Grundlage der psychischen Störung in der frühen Kindheit: In ausführlichen Gesprächen wird versucht, jedem wichtigen Aspekt Ihres Problems auf die Spur zu kommen.
Damit Sie sich vorstellen können, wie unsere Therapie-Räume ausssehen, besuchen Sie doch gerne unseren Foto-Rundgang.
"Ich schäme mich dafür, dass ich in Therapie gehen muss."
In Deutschland sind jährlich mehrere tausend Menschen in psychotherapeutischer Behandlung. Unter psychischen Störungen leiden dagegen noch einmal deutlich mehr Betroffene, die Dunkelziffer ist hoch. Natürlich ist es zunächst schwer, sich einzugestehen, dass man mit seinen Problemen Hilfe braucht. Doch ist dieser große Schritt getan, kann man beginnen, aktiv an seiner psychischen Störung zu arbeiten, statt sie passiv zu ertragen. Indem Sie sich für eine Therapie entschieden haben, haben Sie sich entschlossen, Ihren Problemen ins Gesicht zu blicken und sie zu bewältigen. Dass Sie dafür professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, ist ein reifer und vernünftiger Schritt, da uns das Wissen zur Verfügung steht, mit Ihnen kompetent alle notwendigen Schritte bis hin zur Heilung zu gehen.
Denken Sie dran: Sie sind nicht allein, zahlreiche andere Menschen sind ebenfalls in psychotherapeutischer Behandlung. Und dafür, dass Sie sich dazu entschieden haben, Ihre Probleme anzupacken, müssen Sie sich auf keinen Fall und vor niemandem schämen.
"Ich habe eine Phobie. Mein*e Therapeut*in wird mich zwingen, mich sofort meiner größten Angst zu stellen!"
Stimmt nicht. In der Verhaltenstherapie würde man nicht auf den Gedanken kommen, Sie sofort mit Ihren schlimmsten Angstauslösern zu konfrontieren. Erstens spricht Ihr*e Therapeut*in jeden wichtigen Schritt mit Ihnen ab und es wird unter Garantie niemals etwas gegen Ihren Willen getan. Und zweitens wäre es für Ihre Therapie absolut nicht sinnvoll, Ihnen unkontrolliert Angst zu machen. Vielmehr wird Ihr*e Therapeut*in versuchen, mit Ihnen kleine Schritte zu gehen, bis Sie irgendwann keine Angst mehr vor der "größten Angst" (z.B. große Spinnen oder Höhe) haben.
"Psychotherapie, Psychologie, Psychiatrie... wo ist denn jetzt der Unterschied?"
Bei uns im IVAH treffen Sie auf gut ausgebildete Psychologische Psychotherapeut*innen. Doch was unterscheidet diese Therapeut*innen von den anderen "Psy-Menschen"?
Psycholog*innen sind Menschen, die schon zu Beginn ihrer Ausbildung den Schwerpunkt ihres Studiums auf das Erleben und Verhalten von Menschen gelegt haben. Sie haben Psychologie (bei Kindertherapie auch: Pädagogik oder soziale Arbeit) studiert und den Studiengang erfolgreich mit einem Diplom oder einem Master abgeschlossen. Aufbauend auf einem solchen wissenschaftlichen Grundstudium können sie dann im Anschluss daran praxisorientierte Kenntnisse in einer 3-5jährigen Ausbildung zum*r Psychologischen oder Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut*in erwerben.
Psychiater*innen sind Ärzt*innen. Sie haben zuerst Medizin studiert und machen dann ihre fachärztliche Weiterbildung in Psychiatrie und Psychotherapie.
Psychotherapeut*innen sind Menschen, die nach ihrem Studium oder ihrer Ausbildung eine Ausbildung in Psychotherapie gemacht haben. Dies können Psychologen oder Ärzte sein. Sie erkennen die Berufsgruppen an den Bezeichnungen "Psychologischer Psychotherapeut" oder "ärztlicher Psychotherapeut".
Der Titel "Psychotherapeut / Psychotherapeutin" ist gesetzlich geschützt. Auch wenn andere Berufsgruppen psychologische oder Lebens-Beratung anbieten und auch Psychotherapie (z.B. im Rahmen der Heilpraktikergenehmigung) durchführen, dürfen nach dem "Psychotherapeutengesetz" (PsychThG) nur approbierte Psychologische und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut*innen und psychotherapeutisch weitergebildete Ärzt*innen den Titel "Psychotherapeut / Psychotherapeutin" führen und sich als Psychotherapeut*innen bezeichnen.
Diese Regelung wurde vom Gesetzgeber eingeführt, damit Hilfesuchende mit ernsthaften Störungen und Erkrankungen besser vor diagnostischen Fehleinschätzungen und therapeutischen Fehlbehandlungen geschützt werden können. Der Titel "Psychotherapeut / Psychotherapeutin" verweist auf eine umfangreiche und gründliche Ausbildung und die Verpflichtung zu lebenslanger kontinuierlicher Fortbildung. Duch die Psychotherapeuten- oder Ärztekammer wird die lebenslange Fortbildungsverpflichtung der Psychotherapeut*innen kontrolliert und Patient*innen können sich bei Behandlungsfehlern und zur Klärung von Konflikten an die Kammern um Hilfe wenden.
Wissenschaftlich fundierte Psychotherapie mit hinreichender Qualitätskontrolle wird in der Regel nur von approbierten Psychologischen oder Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut*innen oder von Fachärzt*innen mit entsprechender Zusatzweiterbildung angeboten. Andere Berufsgruppen können natürlich im Einzelfall auch hilfreiche Beratungsangebote machen, unterliegen aber in der Regel nicht der strengen Qualitätskontrolle in Aus- und Fortbildung der approbierten Psychotherapeut*innen. Bei ernsthaften Störungen von Krankheitsswert sollte daher immer ein*e entsprechend qualifizierter approbierter Psychotherapeut*in aufgesucht werden.
"Ich bekomme dort sicher irgendwelche Medikamente."
Stimmt nicht. Wir sind Psychologische Psychotherapeut*innen und dürfen demnach keine Medikamente verschreiben. Das dürfen wiederum die Psychiater*innen, also Ärzt*inen. Manchmal wird eine Psychotherapie auch mit Medikamenten begleitet, um zum Beispiel eine schwere depressive Symptomatik zu lindern, aber dafür ist dann der*die behandelnde Psychiater*in zuständig. Wir behandeln Sie psychotherapeutisch, sind aber natürlich auch darin ausgebildet, Ihre Medikation zu verstehen und Ihre Fragen diesbezüglich zu beantworten.