Erklärung

Eine soziale Phobie ist eine Angststörung. Die Betroffenen haben Angst davor, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder von anderen Menschen bewertet zu werden. Häufig werden solche Situationen, wie zum Beispiel das Reden oder Essen in der Öffentlichkeit, vermieden.

Sollten Sie selber betroffen sein, dann kennen Sie sehr wahrscheinlich die eine oder andere Verhaltensweise von sich: Wenn Sie vor anderen sprechen sollen, überlegen Sie, wie Sie dies vermeiden können, da Sie befürchten, vor Unsicherheit ins Stammeln zu geraten; Sie versuchen es zu umgehen, in der Öffentlichkeit zu essen, da Ihnen dabei ein Missgeschick passieren könnte und alleine die Idee, zu einer kleineren Menschengruppe dazu zu stoßen, löst Unbehagen aus.
Diese Situationen sind typische Situationen, bei denen Menschen mit einer sozialen Phobie mit Angst reagieren und die sie zu vermeiden versuchen.

Angst – ein normales Gefühl?

Eine soziale Phobie ist eine Angststörung. Dies bedeutet, dass das hauptsächliche Gefühl, das in bestimmten Situationen ausgelöst wird, Angst ist. Diese Angst tritt in an sich "harmlosen" Situationen auf, in denen Betroffene im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.

Alle Menschen kennen das zeitweilige Erleben von Angst. Ungefähr 40% der Bevölkerung nennen sich "schüchtern", ohne an einer psychischen Störung zu leiden. Angst an sich ist ein ganz normales und sinnvolles Gefühl und hat die Funktion, uns vor gefährlichen Situationen zu warnen und zu schützen. Von einer Angststörung spricht man, wenn die Angst unangemessen stark in an sich ungefährlichen Situationen auftritt und die Betroffenen deutlich belastet und in ihrem Leben einschränkt.

Was ist typisch für eine soziale Phobie?

Charakteristisch für eine soziale Phobie ist, dass Betroffene große Furcht davor haben (oder es ganz vermeiden), im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich "peinlich" oder "erniedrigend" zu verhalten.

Zumeist sind dies Situationen wie das Essen und Sprechen in der Öffentlichkeit, die Begegnung mit Bekannten in der Öffentlichkeit, die Teilnahme an kleinen Gruppen oder auch das Hinzukommen zu kleinen Gruppen (in Arbeitskreise, auf Feiern etc.). Diese Situationen lösen große Angst aus, und es entsteht der Wunsch, diese Situationen zu vermeiden. Dabei äußert sich Angst auf verschiedenen Ebenen und tritt in Gedanken, Gefühlen, Körperreaktionen und im Verhalten auf.

Typische Gedanken:
"Hoffentlich blamiere ich mich nicht."
"Was denken die anderen über mich?"
"Gleich passiert mir etwas Peinliches."
"Gleich lachen die mich aus."
"Was sage ich bloß, wenn ich meine Kollegen treffe?"
"Mir wird nichts Lustiges einfallen."
"Ich werde dastehen wie ein Trottel."
"Das halte ich nicht aus, ich muss hier raus."

Typische Gefühle:
Angst (v.a. Angst vor einer Blamage)
Scham
Ärger/Wut über sich selber

Typisches Körpererleben:
Schneller Herzschlag (Herzrasen) und Herzklopfen
Schweißausbrüche
Mundtrockenheit
Atembeschwerden
Beklemmungs- und Engegefühle in der Brust
Übelkeit und Angst zu erbrechen
Hitzewallungen / Kälteschauer
Schwindel
Benommenheit
Erröten
Zittern
Toilettendrang

Typisches Verhalten:
Vermeidung, in der Öffentlichkeit zu essen
Vermeidung, in der Öffentlichkeit zu reden
keinen Blickkontakt suchen oder halten
zitternde Hände verstecken
nicht auf Feiern oder ins Restaurant gehen
aus Situationen flüchten

Welche Angststörungen gibt es noch?

Neben sozialen Phobien gibt es noch verschiedene andere Angststörungen:

  • Agoraphobie: Angstauslöser sind hier z.B. Menschenansammlungen, Fahrten in Bus und Bahn oder das Überqueren weiter Flächen.
  • Panikstörung: Hier tritt die panikartige Angst plötzlich und unabhängig von spezifischen Situationen auf.
  • Spezifische Phobien: Die wohl bekanntesten Phobien finden sich in diesem Bereich. Die Angst bezieht sich hier auf ganz bestimmte Situationen oder Objekte, wie zum Beispiel Höhen, Tiere (besonders Spinnen) oder Blut/Spritzen/ärztliche Termine.
  • Generalisierte Angststörung: Die Betroffenen leiden unter ständigen Sorgengedanken.


Gerichtete Ängste

Soziale Phobien, spezifische Phobien und Agoraphobie werden zu den sogenannten gerichteten Ängsten gezählt. Damit ist gemeint, dass die Angst in recht eindeutig definierbaren Situationen auftritt.

Ungerichtete Ängste

Panikstörung und generalisierte Angststörung werden zu den ungerichteten Ängsten gezählt. Die Angst tritt nicht nur in eindeutigen Situationen auf, sondern kann jederzeit "ausbrechen".

Soziale Ängste können selbstverständlich auch daher stammen, dass die Betroffene (z.B. durch einen Mangel an Förderung) bestimmte soziale Fertigkeiten und Umgangsformen nie gelernt haben. In diesem Fall ist also gar nicht die Angst Ursache der Probleme, so dass hier von "sozialen Defiziten" und nicht von "sozialen Ängsten" gesprochen wird. Natürlich können auch soziale Defizite und soziale Ängste zusammen vorliegen.
Um eine eindeutige Diagnose zu treffen, wird ein*e Therapeut*in eine umfassende Diagnostik machen. Hierzu können neben speziellen Fragen zu vorliegenden Ängsten und den konkreten Situationen, in denen die Ängste auftreten, auch noch verschiedene Fragebögen gehören.

Je detaillierter die Diagnostik, desto differenzierter und erfolgversprechender die spätere Behandlung!